Lebensweg

will-torger-portrait

„Musik ist der Ausgang, das Fundament meiner ganzen bildlichen Vorstellungswelt!“

— Will Torger, 1974

Will Torgers Leben in drei Sätzen

Bremer: Aufgewachsen in Bremen ab 1911; lebte, wirkte und starb in Bremen (1910 – 1984); verheiratet mit Gertrud (von Beruf Sozialarbeiterin), drei Kinder

Ausbildung: Ein Semester Kunsthochschule in Bremen, ein Jahr Werkstätten Berlin, ansonsten Autodidakt

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit: Familiengründung; mehrfach Flucht vor dem Krieg; Rückkehr nach Bremen

Der junge Will: Mosaik und Glas

Will torger wurde 1910 in Barmen (Wupertal) geboren. 1911 zog die Familie nach Bremen um. Dort lebte er lebte er – mit kriegsbedingten Unterbrechungen – bis zu seinem Tod 1984.

1927 besucht Will Torger für ein Semester die Kunstgewerbeschule in Bremen (heute Hochschule für Künste). Von 1928 bis 1936 hospitiert er bei Restaurierungen in der Bremer Kunsthalle. Seine Ausbildung setzt er in verschiedenen Bildhauer- und Malerateliers und von 1942 bis 1943 in Berlin (Vereinigten Werkstätten für Glasmalerei und Mosaik, August Wagner) fort. Die Glasmalerei stellt später einen wichtigen Bestandteil seiner Arbeit dar.

1943 heiraten Gertrud Kiesecker aus Wilhelmshaven und Will Torger. Bereits 1941 ist der gemeinsame Sohn Christoph geboren.

Kriegs- und frühe Nachkriegszeit – Ölbilder im Waschkessel

Als Soldat in den Krieg zu ziehen bleibt Will Torger aufgrund einer ernsthaften Erkrankung erspart. Er wird ans Filmarchiv des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition unter Albert Speer dienstverpflichtet. Die Kriegswirren erfassten auch ihn und seine Familie. Die Torgers müssen mehrmals fliehen.

Die Familie lässt sich von 1945 bis 1948 in Thüringen nieder und kehrt 1948 nach Bremen zurück. In diesem Jahr wird Sohn Matthias geboren. 1950 kommt Tochter Susanne zur Welt.

Die meisten von Will Torgers frühen Werke gehen im Krieg und in der Nachkriegszeit verloren. Einen Teil seiner Werke vernichtet Torger selbst. Seine Frau Gertrud:

„(…) da hat er mal aus seinem großen Stapel von Produktionen eine Unmenge aussortiert, und zwar waren das alles Ölbilder. Wir waren damals in Berlin, es war während des Krieges, und ich habe mindestens sechs Waschkessel zum Kochen gebracht mit den zerrissenen Ölbildern, die er alle aussortiert hatte!“

Gertrud Torger über die aussortierten Werke ihres Mannes

Studienreisen führen Torger 1957 nach Italien und 1935 sowie 1969 nach Frankreich. Besonders die Reise nach Frankreich 1969 prägt ihn. Dort lernt er die französischen Maler Alfred Manessier (1911 – 1993) und Pierre Soulages (geb. 1919) kennen, mit denen ihn eine intensive Freundschaft verbindet.

Gute Zeiten -Schlechte Zeiten: Bedingungen der Künstlerexistenz

„Wir bekommen schlechte Zeiten eben zuerst zu spüren und gute zuletzt“, bringt Will Torger die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Lebens als Künstler auf den Punkt. Nach Aufträgen muss er sich im Nachkriegs-Bremen strecken. Er arbeitet als Restaurator für das Focke-Museum (Jagdzimmer) und den St. Petri-Dom (Fresko auf der Orgelempore). 1952 erhält er den Auftrag für die 14 Rundfenster des Krematoriums in Riensberg nur des­halb, weil er sich trotz Gehirnerschütterung vorzeitig selbst aus dem Kranken­haus entlässt. Weitere Kirchenfenster und andere Aufträge im sakralen Bereich kommen hinzu. Seine Mosaiken schmücken drei Bremer Schulen und das Kinderklinik in der St. Jürgen-Straße.

Ein niedriger Kohlenkeller dient in den 50ger Jahren des 20. Jahrhunderts als Ate­lier – so klein, dass nicht einmal eine Staffelei aufgestellt werden kann. Das Atelier in der Neu­stadts­wall-Kaserne, das er gemeinsam mit drei anderen Bremer Künstlern auf eigene Ko­sten hergestellt hat, muss 1966 geräumt werden, weil dort ein Schwimmbad gebaut wird.

Gertrud Torger ist trotz allem mit dem Leben an der Seite eines Künstlers zufrieden:

„Ich habe eigentlich das gekriegt, was ich mir gewünscht habe. Mein Mädchentraum war, mal einen Künstler kennenzulernen, und zwar einen Maler. Das ist dann ja auch passiert. Und dieses erste Kennenlernen war für mich faszinierend. Da merkte ich, dass das eine ganz andere Welt als die gewohnte war, in die ich ja nun reinkam. Herrlich, dass ich da zugucken durfte, wenn er malte. (…) Natürlich habe ich mir alles angeguckt, was er schon mal gemacht hatte. Mein Mann war ein ungeheuer fleißiger Arbeiter.“

Die Familie kann schließlich in ein Haus in Schwachhausen einziehen, in dem Torger Wohnen und Arbeiten verbinden und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Da dies Haus 1978 verkauft wird, zieht das Ehepaar Torger in den Bremer Stadtteil Osterholz in ein Reihenhaus. Dort kann Torger nur noch kleinere Formate, vornehmlich Lackbilder, malen, da der Platz sehr begrenzt ist.

Quellen

Porträt Will Torger: von Marlies Weidenfeller – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0